Texte

ZUKUNFT

Sie sagen, dass die Zukunft eines Landes
in der Kindheit liegt
Aber von welcher Zukunft sprechen sie,
welche nie Schläge erlebt haben?

Die, die Bedienstete haben
Die, die nie die Hügel hinauf gehen mussten,
um zu ihren Hütten zu gelangen
Von welcher Kindheit sprechenSie?

Wenn die Kindheit in den Bussen stattfindet,
Bonbons und Süssigkeiten verkaufend
In den Märkten die Einkäufe anderer schleppend,
Lebensbürde auf dem Buckel

In den Pärken und auf den Kartons
In den Gräben und Abfallbergen
Dort ist die Kindheit!

Und von welcher Kindheit sprechen sie
die, die nur Geld, gute Kleidung
und warmes Essen kennen
Die, die nie in die Busse stiegen,
um vom Leben zu sprechen

Die, die nie ihre eigene Existenz,
ihr Hab und Gut schleppten
Die, die ständig gut geschützt sind
und nie die Kälte erleben

Von welcher Kindheit sprechen sie?
Ich weiss es nicht…

Denn die Kindheit ist
in den Bonbon-Säcken und den Süssigkeiten
In den Almosen und Gesängen
In all dem, was ein Kind für
schlechtes Geld zu tun hat

Die Kinder tragen das Brot,
um ihre Mitbürger zu ernähren
obwohl diese ihnen die Hand nicht reichen
Dort ist die Kindheit!

Aber… sie sagen:
Die Zukunft eines Landes
liegt in der Kindheit
Ich verstehe dies nicht…

 

Gedicht von Elias Pinaud Ramos, 17 jährig, ehemaliger Schüler des Colegio NOE

Mit diesem Gedicht hat Elias im Oktober 2006 den Literaturwettbewerb im Departamento Lima gewonnen.

„Ich widme dieses Gedicht meinen früheren Mitschülern,
Lehrern und Fabienne.“

 

Heimat

Die entscheidende Frage, die mich dazu veranlasst hat etwas über Heimat zu schreiben, hat mir Carl gestellt. Zur Erklärung- Carl war auch mal ein Freiwilliger, arbeitet jetzt als freier Reporter bei der Frankfurter Neuen Presse und wollte mir für einen Artikel Fragen stellen. „Ist Peru deine Heimat“- diese Frage beschäftigt mich immer noch. Danke.

Im ersten Moment habe ich geantwortet, dass Peru klar meine Heimat für ein Jahr ist auch wenn die Sprache nicht perfekt sitzt, man nicht alles versteht und auch nicht das gesamte Land kennt, sondern nur Bezirke. Aber ist es wirklich schon meine Heimat? Wenn es meine Heimat ist warum überkommt mich immer wieder Heimweh und warum kommen mir die Tränen wenn einer immer wieder Fragen über meine Familie stellt?

Heimat- wo und was ist das? Diese Frage kann wohl keiner so wirklich beantworten und auch mit zwei Sätzen ist es nicht getan. Heimat, der Ort an dem man sich geborgen fühlt und immer Zuflucht findet. Ich weiß nicht. „Heimat bezeichnet die Gesamtheit der Lebensumstände, in denen ein Mensch aufwächst“-  Wikipedia ist mal wieder sehr aufschlussreich und jeder weiß was Heimat ist.

Ganz klar ist meine Heimat (Mörfelden-) Walldorf, der Stadtteil über dem die Sonne lacht. Ich würde aber auch sagen Inzell. Schließlich verbringe ich jeden Sommer Tage dort mit meiner Oma und der Familie meiner Mama und als kleines Kind habe ich auch mehrere Wochen dort verbracht. Was diese Orte verbindet  ist ganz klar die Familie und die Erlebnisse und Ereignisse, die mich an diese Orte bindet. Freunde, die Gemeinde, Schule, Sportverein und Familie- Menschen, die einem Halt geben. Man hat seinen festen Platz. Man kennt seine Umgebung, seine ganz eigenen Orte, das Kino um die Ecke, in der Bar trifft man sich abends wenn man wieder nichts besseres zu tun hat und neben an isst man dann eben mal schnell etwas. Wird es mal langweilig unternimmt man etwas mit Freunden in der Umgebung. Irgendetwas fällt einem immer ein- man kennt seine Heimat.

Also gut- was bedeutet mir Heimat. Heimat ist dort, wo man Familie und Freunde um sich hat. So weit wären Inzell und Walldorf meine Heimat. Jedoch wäre Walldorf immer meine erste Wahl. Dafür muss es einen Grund geben. Ich bin in Walldorf aufgewachsen. Kindergarten, Grundschule, Abi- alles in Walldorf und so manche Freundin kennt man sein Leben lang. Meine Kindheitserinnerungen spielen in Walldorf, aber dies macht keine Heimat aus oder doch. Gebäude, Bäume und Menschen auf der Straße- Erinnerungen aus meinem bisher doch nicht besonders langem Leben. Natürlich ist das Leben kein Streichelzoo- positive wie negative Ereignisse prägen die Heimat. Manchen Menschen möchte man  nicht mehr begegnen, andere kann man nicht oft genug sehen. Die einen Gebäude meidet man lieber und andere bezeichnet man als zu Hause. Erlebnisse, Prägungen, Erinnerungen sind immer der erste Schritt eine Heimat zu finden.

Es ist niemandem bewusst, was er an seiner Heimat schätzt, solange er sich in seiner gewohnten Umgebung aufhält und regelmäßig in kurzen Abständen dorthin zurückkehrt. Ja, Walldorf ist meine Heimat. Mir fehlt die Stadt in der ich aufgewachsen bin. Mir fehlt meine Familie, die in meiner Heimat wohnt. Genauso vermisse ich auch meine Freunde mit denen ich meine freie Zeit verbringe und immer etwas zum Lachen finde auch wenn um mich herum die Welt untergehen zu scheint. In Gedanken kann ich mir meine Heimat vorstellen und fühle mich wohl wenn ich an all die Erinnerungen denke. Heimweh bedeutet also, dass ich mich nach meiner gewohnten Umgebung sehne und einfach gerne Zeit dort verbringen würde. Heimweh zeigt mir, dass mir meine Heimat Halt gibt und auch ein Zufluchtsort ist. In nicht ganz leichten Zeiten denkt man immer an seine Heimat, an sein zu Hause. Mir geht es da genauso. Geht es mir mal nicht gut, bin ich allein oder es ist einfach die Luft raus, denke ich automatisch an meine Heimat, Familie und Freunde. Verspüre auch den Drang durch die Straßen meiner Heimat zu laufen und einfach den Gedanken nach hängen zu können.

Heimat- Familie, Freunde, Erinnerungen, Erlebnisse, Heimweh und der bekannte Trott

Es gibt nicht nur die eine Heimat. Genügend Menschen sagen, dass es für sie mehr als eine Heimat gibt- wie kann das sein, wenn ich doch nur an den einen Ort möchte. Wahrscheinlich haben diese Menschen längere Zeit an mehreren Orten gelebt, während ihrer Kindheit, im Jugendalter, durch Umzug und Heirat, und immer eine neue Heimat dazu gewonnen. Verständlich, desto länger man Zeit an einem Ort verbringt, umso mehr Verbindungen baut man zu den Menschen und seine Umgebung auf und es gibt einen Zeitpunkt an dem man sie nicht mehr missen möchte- die neue bzw. zweite Heimat.

Dieser Prozess von einer neuen Heimat sprechen zu können, ist nicht einfach und passiert nicht von heute auf morgen. Mittlerweile bin ich fast zwei Monate in Peru- doch von Heimat kann ich noch nicht sprechen. Dafür habe ich viel zu sehr Sehnsucht nach meiner Heimat Walldorf. Unwohl fühle ich mich trotzdem nicht. Im Gegenteil ich bin sogar zuversichtlich, dass Peru eine Heimat für mich werden kann. Eigentlich ein Widerspruch. Ich habe Heimweh, vermisse meine Heimat und doch bin ich davon überzeugt, dass Peru eine Heimat für mich werden kann.

Stück für Stück lerne ich eine neue Sprache, kann mich immer besser ausdrücken und kann mich mit Menschen unterhalten, die mir täglich begegnen. Diese Personen sind mir nicht mehr fremd, man merkt ob es einen gut oder schlecht geht, man redet über seine Familie und auch über die eigene Heimat und siehe da, Vergleiche über die eigene Heimat und Peru kommen. Ich merke, dass mir jedes Mal mehr zu Peru einfällt. Stück für Stück lerne ich die Menschen um mich herum kennen und siehe da es gibt immer wieder Frauen, die einem in Momenten vom Heimweh beistehen und versprechen, dass sie eine Ersatzmutter werden. Man baut sich langsam einen Kreis von Vertrauten auf. Auch lernt man die Stadt, die Straßen und hoffentlich bald auch weitere Menschen kennen, die einem Halt geben und mit denen man Zeit verbringen möchte. Die Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke bleiben nicht aus. Man baut Verbindungen auf zu anderen Menschen und zu seiner Umgebung und vor allem wird die Sprache ein immer größer werdender Bestandteil der aufbauenden Heimat.

Ich bin mittendrin. Ich bin dabei mir für ein Jahr eine neue Heimat auf zu bauen. Anders würde man es wohl auch nicht schaffen. 13 Monate 10.500km weit weg von meiner Heimat, sollte mir genug Zeit geben eine neue Heimat zu schaffen. Ich möchte mich hier zu Hause fühlen und das werde ich, Heimweh werde ich noch oft genug haben und trotzdem möchte ich mein Umfeld genießen, neues entdecken, neue Eindrücke gewinnen und neue Bekanntschaften machen.

Mit jeder neuen Bekanntschaft, mit guten und schlechten Erlebnissen, mit jedem neuen Eindruck und neuer Verbindung gewinne ich für mich eine neue Heimat, die mich über das Vermissen meiner ersten Heimat hinweg tröstet. Aller Anfang ist schwer und doch kann sich jeder eine neue Heimat aufbauen, solange man seiner Umgebung offen entgegen geht und sich seiner Heimat bewusst ist.

Meine Heimat ist Walldorf (Deutschland) und doch wird Huánuco (Peru) eine neue Heimat für mich werden und doch hat klein Steffi Heimweh.he

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